KSV Partizan Obereulenbach 1982 e.V.

Chronik

Chronik des KSV Partizan 1982 e.V.

Friedliche Partizanen mit Eule im Schilde oder Bayerische Lebenskultur zwischen Tradition und Freiheitsdrang


Interview mit der MZ im Rahmen der Marktmeisterschaften des TSV Rohr zum 80-jährigen Jubiläum, Juni 2001

Rohr. Keiner der sechs Jungs der Abiturjahrgänge 1981/83 des Johannes-Nepomuk-Gymnasiums dachte wohl 1982, zur Gründungsstunde des "KSV Partizan Obereulenbach", dass diese Gaudi mal graue Schläfen bekommen und dennoch nach 19 Jahren Bestehens zum zweiten Mal die Würde des Marktmeisters im Fussball erlangen wird. Unter der querdenkerischen (Partizan) und weisen (Eule) Führung des ehemaligen Rohrer Lehrers Klaus Quinten gründeten sie damals einen Verein, der laut der ersten Satzung "politisch und konfessionell neutral ist und im Wesentlichen eigennützige Zwecke verfolgt". Und siehe da: Noch ein Jährchen und der KSV Partizan wird seinen 20. Geburtstag feiern.

Zugegeben, nach zehn Jahren wurde aus dem deklarierten "Eigennutz" doch noch "Gemeinnutz", um den Status eines eingetragenen Vereins zu erlangen, doch das Querdenkerische und Rebellische hält sich nach wie vor nicht nur im Vereinsnamen und seinen Ämtern, sondern auch in den Köpfen der Jungs um die 40, die heute noch, in ganz Deutschland zerstreut, oft Hunderte von Kilometern fahren, um an den Turnieren der Rohrer Fanclubs teilzunehmen und ihren b(i)erühmten Eulencup auf die Beine zu stellen. Ihr Erzrivale, der Club ihrer Vorgänger am Johannes-Nepomuk-Gymnasium, namens "Wuiderer", fiel längst der Vergessenheit anheim, doch die "Partizanen" gibt es immer noch. Und sie schafften es, neue Mitstreiter zu gewinnen - 40 Mitglieder zählt heute der ungewöhnliche Verein. Sein Initiator Klaus Quinten lüftete in seinem Grusswort zum 10-jährigen Jubiläum des Eulencups ebenso tiefgründig wie widersprüchlich das Geheimnis der Namensgebung: "Obereulenbach statt Rohr bedeutet Bescheidenheit gegenüber Rohrer Grössenanspruchs, aber auch Urwüchsigkeit und Kraft gegenüber märktlerischer Dekadenz und Verweichlichung" (Seinen Sitz hat der Verein dennoch in Rohr). Dazu passe dann auch "Partizan" als Freiheitskämpfer, der das Bescheidene im Namen wieder aufhebe und, in Anlehnung an den berühmten Namensträger in Belgrad, das Weltläufige und Polyglotte anzeige, so Quinten weiter. Das "KSV" selbst bezeichnete er als partielle Abweichung vom stereotypen "TSV", wobei das "K" natürlich nicht für "katholisch" sondern für "Kultur" stehe. Auch der Begriff "Kultur" erhielt in der ersten Satzung exakte Definition: Die Kultur des Bayerischen Lebens sei hier gemeint, die sich im Logo "Leben und leben lassen" manifestiere. Weit weg von ausgetretenen Pfaden und Konventionen bewegt sich auch die innere Struktur des Vereins. So beginnt das Vereinsjahr am Ostersonntag und endet am Karsamstag des darauffolgenden Jahres, die Generalversammlung wird (zum Graus der Mütter) am Karsamstag abgehalten.

Die Organe des Vereins sind das Gremium und die Generalversammlung. Das Gremium bilden gegenwärtig: Der erste Vorsitzende Anton Obermeier, der Kassier Alfred Kammermeier, der Fondswart Günter Reimann sowie der Kulturwart und Frauenbeauftragte in einer Person, Kurt Dachs. Der Frauenbeauftragte, der sein Amt als "völlig undankbar" bezeichnet (dem Verein gehört eine einzige Frau an) und bei der Generalversammlung regelmässig einen offiziellen Antrag auf Rücktritt stellt, wurde seiner Würde dennoch nicht enthoben. Der Frauenbeauftragte sei ihm lebenslänglich verliehen worden, hiess es in der Begründung. Ausserdem brilliere er geradezu auf dem kulturellen Sektor: die Brauereibesichtigung und das Ritter-Essen in Riedenburg sowie der offizielle Besuch beim Gäubodenfest wie auch die Kegelabende und Nachfeiern bleiben seinen Mitstreitern, ganz im Sinne der Bayerischen Lebenskultur, in dankbarer Erinnerung ... auch wenn in Wirklichkeit keine einzige Veranstaltung seiner Organisation zuzurechnen ist. Der Fondsbeauftragte Günter Reimann kämpft mit nicht minder schwierigen Aufgaben: Er besorgt die Geschenke, die die Mitglieder in einschneidenden Momenten ihres Lebens wie Hochzeit oder Kindstaufe bekommen. Das Schwierige daran: die Gaben müssen etwas mit der Eule - dem Emblem des Vereins - zu tun haben. "Wir hatten einst eine Eulenhochzeitstorte vorbereitet. Aber der Ball, den wir als Sportclub logischerweise immer mitführen, tangierte die Torte so unglücklich, dass sie nicht mehr vorzeigbar war", erinnert sich Reimann an die dunkelste Stunde seines Amtes. Gegenwärtig befinde sich der Verein in einer schier ausgangslosen Lage - Der Fondswart heiratet im September, wer soll denn da das Geschenk besorgen? - zerbricht sich der Kassier den Kopf. Die Emblem-Eule übrigens, die bei den ersten Eulencups als Wanderpokal ("der Pott") fungierte, das Werk eines unbekannten Fürstenfeldbrucker Künstlers der Achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts, wird seit neun Jahren schon vom Ehrenvorsitzenden, Bernhard Marklstorfer liebevoll gehütet und poliert. "Da hängt zu viel ideellen Wertes daran, ausserdem haben wir zum 10. einen neuen Wanderpokal gestiftet bekommen", so Marklstorfer. Von den strengen anfänglichen Aufnahmebedingungen: "Abiturient oder geborener Obereulenbacher" sei der Verein inzwischen abgerückt: "Wir nehmen jeden, den das Gremium für würdig befindet", so der Kassier, Alfred Kammermeier, der zugleich für die Angleichung der Mitgliedsbeiträge plädiert: "Bisher waren es zehn Mark, nächstes Jahr runden wir sie auf zehn Euro auf".

Den Höhepunkt des Jahres der "Partizanen" bildet nach wie vor ihr berühmter Eulencup, ein Fussballturnier, das anfangs auf dem grossen Feld ausgetragen wurde. Erst als die Bänder und die Knochen der "Partizanen" empfindlicher geworden waren, wechselte man zum Kleinfeld über. Das Turnier sah schon neben den Fanclubs aus Rohr und Umgebung auch Mannschaften aus Österreich, vom Bodensee, aus Deggendorf, Landshut und Landau, und seine Teilnehmer trugen immer unvergessliche Erinnerungen nach Hause. Beispielsweise an die legendären Siegerehrungen des vereinseigenen Pokalverleihers Bruno Zott, die zuweilen anderthalb Stunden dauerten und einen hohen Unterhaltungswert besassen. Auch heuer freut sich wieder jeder, der den Fussball und die Bayerische Lebenskultur zu schätzen weiss, auf den 30. Juni. Denn der 19. Eulencup des KSV Partizan Obereulenbach steht schon vor der Tür.
-kr-

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